Le cent soixante et troisième MDM - Black Forest Ultra
Remo, Jürgen und Ich starten einen Spontan-MDM von Haustüre zu Haustüre: Vom Waldsee über die Schwarzwaldhöhen nach Heitersheim. Kybfelsen, Schauinsland, Spielweg, Belchen, Heitersheim.
Start / Ziel: Freitag, 24. Juni 2022 Uhr, 06:06 Uhr Zähringen
Strecke: 53,5 KM, +/- 2700 HM
VP1: K38: Hotel Landhaus Langeck
VP2: K53,5: Goethestraße, Heitersheim
Resumé: Jürgen ist zurück. Nach den 30 Hitzekilometern beim internationalen Scheffelstraßen Marathon in der letzten Woche hatte er heute sein Finisher Comeback gleich über 53 Kilometer und 2.700 Höhenmeter. Geplant waren 60 Kilometer vom Waldhotel bis nach Heitersheim, die wir aber spontan abgekürzt haben. Jürgen und Remo treffe ich im Bhf Freiburg und wir beschließen, gleich zum Waldsee zu fahren, anstatt nach Zähringen: Eine Gewitterwarnung für den Nachmittag bringt unseren Plan in Zeitnot. Wer läuft schon gerne auf dem 1414 Meter hohen, kahlen Belchen den Blitzen entgegen? MDM-Restvernunft, wir wollen ja auch den 200. MDM noch erleben. Wir starten um kurz nach sechs Uhr in einen schönen, sonnigen Morgen, aber die Spuren des gestrigen Unwetters, bei dem leider ein Freiburger mit seinem Hund von einem entwurzelten Baum erschlagen wurde, sind noch frisch. Es geht bergan zum Kybfelsen. Heute sollen Höhenmeter gesammelt werden, es sind die letzten Vorbereitungen für Zermatt und die Abenteuer um Grindelwald. Wir sind langsam unterwegs und gehen konsequent an den Steigungen. Ich habe die Route zum Schauinsland diesmal über den Stäpflefelsen geplant. Ich erzähle dort vom Petrographen Professor Wimmenauer, der an den Felsen des Schauinslands die Mineralumwandlungen bei Blitzeinschlägen entdeckt und beschrieben hat. Professor Wimmenauer ist kürzlich 100 Jahre alt geworden, was Ihn nicht davon abhält, sich weiterhin mit seinen Gesteinen und Mineralparagnesen zu beschäftigen. Vor wenigen Jahren trafen wir Ihn bei seinen ausgedehnten Wanderungen im Schauinslandgebiet noch an.
Oben am Schauinsland gibt es die obligatorische Turmwertung und eine der wenigen kurzen Verpflegungspausen. Noch ist es sonnig, aber fern im Westen zeigt sich schon die Schlechtwetterfront. Vom Schauinsland verlieren wir Höhenmeter bis hinunter nach Spielweg im Münstertal. Vis-à-vis des Bienenkunde- und Heimatmuseums, am Rest der 700 jährigen Linde, stärken wir uns für den langen Aufstieg zum Belchengipfel. Das ist Remos Lauf-Revier, denn auf dem Belchensteig kennt er jeden Stein. Oben ist es kalt und es beginnt leicht zu regnen. Wir sind froh, dass die vorhergesagten Gewitter ausbleiben. Der Downhill bis Multen hält technische Passagen bereit. Jürgen bereitet das stellenweise Probleme und er bemerkt beiläufig, dass nach der OP das 3D-Sehen noch nicht wieder funktioniert und zeitweise sein rechtes Bein nicht so tut, wie es soll. So ist unser Jürgen, meldet sich trotz aller Einschränkungen zu einem der heftigsten Trail-MDMs an und meistert das dann auch ohne viele Worte. In Multen sitzen wir eine gute halbe Stunde in der Bauernstube eines Landgasthofes bei Hefeweizen und Gulaschsuppe. Da kehren die Lebensgeister zurück, denn wir haben viel Energie für diese fast 40 Kilometer gebraucht. Vor uns liegen noch einmal Höhenlagen bis 800 Meter. Und die haben es in sich. Hüfthoch zugewachsene Wege sind inzwischen nass. Remo und ich sammeln mehrmals einige Zecken von den Beinen ab, glücklicherweise, bevor die sich dauerhaft festmachen können. Die Streckenführung muss überarbeitet werden, wir laufen Wege, die es schon länger nicht mehr gibt. In der Nähe vom Sulzburger Castellberg verlassen wir den Wald. Jetzt liegen nur noch wenige Kilometer vor uns, die Mühen der Ebene. Das Wetter wird freundlicher und die Gehpausen werden länger. Nach 12 Stunden und 12 Minuten ist das Tagwerk vollbracht und einer der längsten MDMs liegt hinter uns. Wir geniessen den herzlichen Empfang durch Ramona in der Casa Noppers und regenerieren bei heißer Nudelsuppe, einer Vielfalt von Getränken, Schokoriegeln und Brause-Ufos (nur um einige der wichtigsten Zutaten genannt zu haben). Ramona fährt Jürgen und mich anschließend nach Freiburg zum Startpunkt am Waldsee, wo mein Auto steht. Ein großer Aufwand für Sie ist für uns ein sehr, sehr willkommener VIP-Service. Danke für diese unvergesslichen MDM-Momente Jürgen, Remo und Ramona.
Euer Christof