MDM-Bergsommer-Spezial 2019

5. Juli bis 21. Juli 2019, 277 Kilometer +13550 Höhenmeter in 17 Tagen

 
Teil 2: MDM 102 Mythischer Kandel mit Zugabe am Hausberg

USC-Claudi fragt im Laufe der Woche nach einem Therapielauf. Ohne den behütenden MDM-Kokon ist sie neulich in Belgien in ein Motivationsloch getreten und hat ihr Rennen abgebrochen. Wir Eigerläufer können noch ein paar Höhenmeter gebrauchen und so ziehe ich einfach den Kandel-Roßkopf-MDM aus der Schublade. Claudi, Remo und Jürgen sitzen in der S-Bahn nach Bleibach, ich steige 08:12 Uhr in Zähringen zu. Von Bleibach geht es gemütlich entlang der Wilden Gutach nach Obersimonswald. Bis zur Halbmarathon-Distanz laufen wir auf der Kandel-Ostflanke auf teilweise zugewachsenen Wegen dem Gipfel entgegen. Oben ist es frisch, was erst nach der Einkehr ins kleinere Gasthaus am Kandel deutlich wird. Getrunken wird lokal: Hirschenbräu aus Waldkirch. Nach kurzer Wegstrecke erreichen wir den Kandel-Gipfel. Für Claudia erneut die Erstbegehung eines Schwarzwaldriesen in ihrer neuen Heimat. Oben gibt es einen kurzen Werbeblock zum MDM-Geschehen, aber wir warten immer noch vergeblich auf einen Anruf als Reaktion auf unser Akquisegespräch. Also, interessierter Fremder, melde Dich bitte, wenn Du in der Weite des Internets über diese Zeilen stolpern solltest.

Der Downhill-Trail über den Felsenweg hat alpinen Charakter. Mit guten Nerven kann man hier richtig Tempo machen. Machen wir dann zeitweise auch. Bald wird die untere Baumgrenze mit freier Sicht über das Glottertal und seine Weinberglagen erreicht. Ein kurzer Abschnitt entlang der Hauptstraße muss zur nächsten Edition neu geplant werden. Viel Verkehr und schlechte Luft, aber eine Tankstelle, in der wir unseren Wasserhaushalt in Ordnung bringen. Claudia ist traurig, dass wir die Schwarzwaldklinik nicht in den Track montiert haben. In der Deutschen Demokratischen hatte Prof. Brinkmann eine Menge Fans, jedenfalls ausserhalb des Tals der Ahnungslosen, in dem es kein Westfernsehen gab. Jetzt folgt die Höhenmeterzugabe, der Weg zum Roßkopf. Wir nutzen unwissentlich weite Teile des markierten Roßkopflaufes, der am Folgetag veranstaltet wird. Glück gehabt, denn dort hätten wir gestört, zumindest in den Abschnitten, auf denen wir in entgegengesetzter Richtung unterwegs waren. Vom Ochsenlager zum Friedrichturm ist es nicht mehr weit. Claudia lässt die Turmwertung aus, hat Stress mit verrutschten Kontaktlinsen. Nicht optimal, denn jetzt gibt es bis ins Ziel fast ausschließlich schmale Trails auf der Direttissima nach Zähringen.


Endlich ist es soweit, Remo zählt schon 47 Kilometer. Auf den letzten Metern aus der Altbachschlucht in den Garten des Waldhotels Zähringen, weihen wir den neuen Ho-Chi-Minh-Pfad ein, den mein Nachbar Julian jüngst gebaut hat. Gutes Timing, denn Ramona kommt gerade mit dem Auto an, ein kleines Grillfest soll den heutigen MDM würdig abschließen. Ich freue mich, dass Ramona wieder viel Zeit und Energie in die Vorbereitung gesteckt hat. Ein köstlicher Kuchen erscheint aus dem Proviantkorb ebenso wie Wein, verschiedene Baguettes und eine leckere Salatkombination. Es gibt noch Grillkäse, Gemüse, Würstchen und Kartoffelsalat. Ich freue mich auch darüber, dass alle genug Geduld aufbringen, denn bei mir glüht noch lange Holzkohle im Grill, wenn sie dann endlich glüht. Die Zeit wird überbrückt mit dem Studium von Martins Büchern „Weitere 50 MDMs für Afrika“. Ein Schinken, den auch Vegetarier gerne in die Hand nehmen. Ich bin stolz, einiges dazu beigetragen zu haben. Ramona nimmt mir noch den Fahrservice ab und verteilt Claudia und Jürgen in der Stadt. Ich sitze noch lange in der Nacht am Lagerfeuer, und freue mich, dass die bescheidene Wettervorhersage für diesen 103. MDM-Tag falsch gewesen ist.

 

Euer Christof